WhatsApp unter Beschuss?!

Aktuell fordern die Medien mit grossen Schlagzeilen dazu auf, WhatsApp zu verlassen und stattdessen für die Kommunikation einen alternativen Messenger zu verwenden. Möglicherweise hast du auch von einem Freund / einer Freundin einen entsprechenden Anstoss dazu erhalten. Was verbirgt sich dahinter und weshalb veröffentlicht nun auch die seetal chile einen Beitrag zu dem Thema? Wir sehen uns in der Verantwortung, als Kirche zu der Sache Stellung zu nehmen.
Was ist passiert?
In unseren Breitengraden ist WhatsApp die gängigste Messenger App überhaupt. Du kannst praktisch alle Leute auf WhatsApp erreichen. Seit der Erstveröffentlichung im Jahr 2009 ist aber einiges geschehen, was dem Unternehmen gegenüber das Vertrauen zunehmend schwächt. So wurde WhatsApp zwischenzeitlich von Facebook übernommen und wird stark für die Weiterverwendung und Kommerzialisierung von Nutzerdaten kritisiert. Zudem wird die Sicherheit des Dienstes in vieler Hinsicht bemängelt. Hier weiter ins Detail zu gehen, würde zu weit führen. Entsprechende Informationen kannst du aktuellen Medienberichten entnehmen.
Klar ist aber: WhatsApp hat kürzlich neue Nutzungsbedingungen veröffentlicht und fordert damit jede Person dazu auf, diesen zuzustimmen. Ohne eine Zustimmung wird es nicht möglich sein, den Dienst weiter zu verwenden. Genau an dieser Stelle befindet sich der Knackpunkt: Die Nutzerbedingungen werfen viele Fragen auf in einer Gesellschaft, die sensibler geworden ist in Sachen Privatsphäre und Datenschutz. So wird je länger desto mehr angenommen, dass WhatsApp Daten von Nutzern an Facebook & co. weitergibt, um diese unter anderem für Werbezwecke zu verwenden. Zudem wälzt WhatsApp datenschutzrechtliche Pflichten an den Nutzer ab, um diesen im Ernstfall nicht nachkommen zu müssen.
Unumstritten lässt sich also sagen: Der Mensch ist mit all seinem Tun und Sein zu einem Produkt geworden. Unsere alltägliche Kommunikation über den beliebten Messenger bezahlen wir mit der Offenlegung persönlicher Informationen, die eigentlich schützenswert sind.
Kommunikation in der seetal chile
Die seetal chile lebt von der Kommunikation zwischen Menschen – insbesondere für die unzähligen ehrenamtlichen Mitarbeiter ist der Nachrichtenaustausch ein wichtiges Mittel. Die aktuelle Informationswelle zum Thema WhatsApp hat uns dazu bewogen, zu prüfen, ob wir deren Weiterentwicklung grundsätzlich zustimmen wollen/können und welchen Einfluss diese Entscheidung auf uns als Kirche hat.
Es stehen zwei Grundsatzfragen im Raum:
- Inwiefern können wir die Weiterentwicklung von WhatsApp aus ethischer Sicht vertreten und wie viel persönliche Information geben wir preis?
- Ist die Art, wie WhatsApp unsere Daten verarbeitet, mit unseren Werten zum Thema Datenschutz vereinbar? Mehr zu unseren aktuellen Prozess bzgl. Datenschutz
Wir stufen die Weiterverwendung von WhatsApp als «unzumutbar» ein. Wie wir im Detail zu diesem Entschluss kommen, teilen wir gerne auf Nachfrage mit. Nutze dazu die Kommentarfunktion unterhalb dieses Beitrags.
Diese Stellungnahme soll auch bestärken, dass wir uns als Kirche in der Verantwortung sehen, vorbildliche Werte innerhalb unserer Gesellschaft zu vertreten.
Wie weiter?
Wir möchten zum Denken anregen und sensibilisieren. Welchen Messenger – ob WhatsApp oder eine Alternative – du in Zukunft verwenden möchtest, bleibt in deiner Hand.
Dennoch: In Bezug zur seetal chile wurde die Situation komplexer. So erhalten wir nun regelmässig Nachrichten von Leuten, die ermutigen, zu einer persönlich bevorzugten Alternative umzusteigen (Telegram, Threema, Signal, …). Das macht es ungemein schwieriger, eine bestimmte Person zu erreichen, da nun erst ermittelt werden muss, welchen Dienst jemand nutzt. Gerade in Gruppenchats von Mitarbeitern zeigt es sich besonders schwierig, wenn Leute diesen plötzlich verlassen und ein Team damit unvollständig zurücklassen.
Wir empfehlen: Threema
Einerseits wollen wir WhatsApp die Stirn bieten und nicht weitermachen wie bisher, andererseits wäre es wünschenswert, dass sich das soziale Umfeld (gerade auch in der seetal chile) für einen gemeinsamen Messenger entscheidet. Vollständig wird dies wohl nie möglich sein, aber wir wollen dich ermutigen, mitzumachen.
Nach einer umfangreichen Analyse sind wir der Meinung, dass ein Umstieg auf Threema Sinn ergibt. Im Vergleich zu andern Diensten punktet Threema hauptsächlich mit:
- Nachrichten werden Ende-zu-Ende verschlüsselt (inkl. Umgehungsschutz) und nach erfolgreicher Zustellung auf dem Übertragungsserver sofort wieder gelöscht (keine Langzeitspeicherung).
- Bei Threema handelt es sich um ein Schweizer Unternehmen, welches eine nachhaltige Unternehmenskultur pflegt.
- Sämtliche Server von Threema befinden sich in eigens betriebenen Rechenzentren mit Standort Schweiz.
- Threema ist der einzige Anbieter, der eine anonyme Nutzung (ohne Angabe von Kontaktdaten) erlaubt.
- Sämtliche Softwarebestandteile von Threema sind quelloffen. Das bedeutet, dass jeder überprüfen kann, was Threema bei der Verwendung der App genau macht. Regelmässige unabhängige Audits bestätigen die Qualität der technischen Implementierung.
Du kannst Threema entweder im App Store (iOS) oder im Google Play Store (Android) beziehen. Beim Herunterladen von Threema wird einmalig ein Betrag von Fr. 3.- fällig, welcher über die Handyrechnung, über die Eingabe eines anonymen Gutscheincodes oder mit einer Kreditkarte bezahlt werden kann.
Für Gegner von kostenpflichtigen Apps: Es handelt sich um kein Abo oder dergleichen, sondern um eine einmalige Investition in ein Schweizer Unternehmen, welches sich nicht durch Werbeeinnahmen finanziert. Und mal Hand aufs Herz: Für ein Smartphone geben wir schnell mal hunderte Franken aus, da sollten wir auch bereit sein, für den täglich genutzten Messenger den bescheidenen Preis einer Tasse Kaffee zu bezahlen.
Ausblick
Im Sinne unserer Reorganisation in Richtung Agilität (siehe dazu diesen Beitrag) sind wir auch daran, eine Möglichkeit zu schaffen, dass Gruppen miteinander einfacher kommunizieren können. Da es laufend viele Veränderungen innerhalb der Mitarbeiterteams gibt und diese wiederum komplex miteinander vernetzt sind, eignen sich herkömmliche Gruppenchats für die Kommunikation untereinander nicht mehr. Dazu werden wir aber zum gegebenen Zeitpunkt informieren.
Für private Chats und bereits bestehende Gruppen empfehlen wir den Wechsel zu Threema (siehe oben).
Wo bist du zu finden?
Dass nun viele Leute unterschiedliche Messenger-Dienste präferieren, macht es nicht gerade einfach für eine direkte und schnelle Kommunikation. Als Angestelltenteam der seetal chile haben wir uns deshalb darauf festgelegt, dass wir zukünftig vermehrt nach folgendem Schema vorgehen werden: Wir versuchen, eine Person über Threema zu erreichen und greifen alternativ auf die Kommunikation via SMS/E-Mail/Telefon zurück.
In dem Sinne wünsche ich viel Freude beim Chatten!
Randbemerkung: Wir sind übrigens nicht von Threema gesponsert, sondern wollen schlichtweg ein Zeichen setzen. 😉
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Kann es sein, dass uns Europäer die neuen Bestimmungen tatsächlich nicht tangieren, wie man an verschiedenen Orten lesen kann?
(Bsp von Bluewin: Die neuen Bestimmungen räumen Eigentümer Facebook das Recht ein, noch mehr Daten von WhatsApp selbst zu übertragen. Schweizer Nutzer*innen betrifft dies jedoch nicht, denn in Europa gilt eine andere Datenschutzerklärung als im Rest der Welt.)
Hallo Eveline Danke für deine Frage! Um eine klare Aussage zu machen, in welchem Fall die verschiedenen Datenschutzregelungen greifen, wäre die Stellungnahme eines Juristen notwenig. Grundsätzlich gilt aber die Rechtsprechung im Domizilland des Unternehmens. Bei WhatsApp sind dies die USA. Unabhängig von der Rechtslage aber letztendlich zu ermitteln, welche Daten WhatsApp intern weiterverarbeitet oder sogar weiterreicht, ist praktisch unmöglich. Klar ist: WhatsApp besitzt die Daten zum Nutzerverhalten, weil die App gar nicht die technische Grundlage für eine anonyme Kommunikation aufweist. Die Server von WhatsApp stehen ebenfalls in den USA. D.h. Nutzerverhalten, Kontaktlisten, Gruppenkonstellationen und Chat-Verläufe sind alles Dinge, die auf… Weiterlesen »
Genial, dass ihr als Kirche euch zu diesem Thema äussert und eine Lanze für eine zuverlässige Schweizer App brecht!
Ich würde sagen wir kommunizieren mit Brieftauben……back to the roots……
Ich finde es auch stark, dass ihr als Kirche Position bezieht und ein Zeichen setzt. Ich wünsche euch und auch anderen, dass möglichst viele zu Threema wechseln und Whatsapp hinter sich lassen…
Ich habe Verständnis dafür, jedoch finde ich es anderseits auch völlig übertrieben. Solche Geschichten entstehen, wenn es zu viele Erfolgsneider gibt auf dieser Welt (u.a. Erfolg von Facebook und WhatsApp). Ich bin der Meinung, dass jeder welcher WhatsApp löscht, sich auch von seinem Smartphone verabschieden muss (z.B. zurück zum Nokia 6610 ? ). Kennen alle, sämtliche Nutzungsbedingungen aller Apps, welche auf seinem eigenen Handy geführt werden? Bin schon länger auch bei Threema dabei, aber ich werde bestimmt auch das WhatsApp weiterführen.
Danke, Sergio, für deinen Beitrag! Den Erfolg kann ich jedem Unternehmen zugestehen, sofern dieser ehrlich erwirtschaftet wurde. Mit den durch die Geschäftstätigkeit zugänglich gemachten Informationen (im Fall von WhatsApp sind dies die Nutzerdaten) kann Macht zu einem falschen Zweck ausgeübt werden. Das ist, was bei WhatsApp geschieht. Der eigentliche Zweck von WhatsApp war ursprünglich, ein innovativer Messenger für die Gesellschaft zu sein. Von den (technischen) Innovationen des Messengers war aber in den letzten Jahren nicht viel zu sehen. Meine Behauptung ist: Das Sammeln von Nutzerdaten ist inzwischen zum Hauptzweck der App geworden. Ziel verfehlt. Verkauft wird unter der Masche “Dein… Weiterlesen »
Simi danke für diese ausführliche, fundierte Stellungnahme. Mir war das ganze Gstürm bisher einfach zu doof; wer soll da noch durchblicken, welcher Dienst nun nützlich ist?! Alleine das raussuchen hat mich frustriert! Ich werde mich aber nun gerne Deinem Rat anschließen und mich vorerst für Threema entscheiden – dass es eine ??App ist empfinde ich als absolutes non plus ultra und bezahle die 3Fr noch so gerne! Einml mehr bin ich dankbar, dass Du unserer Gemeinde als Spezialist stets mit Rat und Tat zur Verfügung stehst ???
Das freut mich – danke, für deinen Beitrag, Sina! ?
Lieben Dank für die ausführliche Info bezüglich Whats App. Ich wollte Threema gleich runter laden und es gibt verschiedene Apps. Welche ist es? Ich hab bereits eins runter geladen und bekomm nun Dating Angebote ?
Das war wohl das Falsche. ?
Lieber Gruss
Andrea
Hallo Andrea
Die Version für’s iPhone lässt sich hier herunterladen: https://itunes.apple.com/de/app/threema/id578665578?mt=8&uo=4&at=10lJMu
Und das wäre die Version für Android: https://play.google.com/store/apps/details?id=ch.threema.app
Lieber Simi
Vielen Dank. Hab nun das Richtige geladen. ?
Hallo Simon
Vielen Dank für Deinen Beitrag.
Ich möchte Threema auf dem Laptop installieren (Windows 7). Welchen Emulgator würdest Du mir empfehlen? Ich hab jetzt mal BlueStacks installiert, bin aber nicht sicher, ob das eine gute Wahl war…
Ein Upgrade auf Windows 10 ist auch nicht auszuschliessen 😉
Hallo Rut
Falls du Threema sowohl auf deinem Smartphone als auch am Computer verwenden möchtest, kannst du am Computer über Threema Web darauf zugreifen. Eine echte Multi-Device-Installation ist aktuell noch nicht möglich, aber der Zugang über Threema Web ist wirklich praktisch.
Falls du Threema nicht auf dem Smartphone installiert hast, es aber dennoch auf dem Computer nutzen willst, wäre sicher die Inbetriebnahme eines Android Emulators (z.B. BlueStacks) möglich. Ich frage mich aber, ob dies kein Overkill ist. ?
Gute Nachricht: Threema hat eine Multi-Device-Unterstützung (und damit vermutlich auch echte Apps für Windows und macOS) angekündigt. Siehe dazu diesen Artikel.
Das ganze hier ist meiner Meinung nach eine enorme Überreaktion, und diese kleinen Änderungen sind es nicht wert, für jeden Kontakt eine eigene Messenger App installieren zu müssen. Whatsapp wird weiterhin end-to-end verschlüsselt sein, was eure Nachrichten genau so gut schützt wie bei den meisten anderen Messenger apps. Wenn du nicht von facebook getrackt werden willst musst du: Deinen Instagram Account löschen und die App deinstallieren Deinen Facebook Account löschen und die App deinstallieren Auf jeder Webseite in den Cookie-Einstellungen festlegen, dass tracking-cookies nicht erlaubt sein sollen (das garantiert aber immer noch nicht, dass facebook dich nicht tracken kann) Ist… Weiterlesen »
Threema finde ich super! Gratulation zu diesem Vorschlag.